Teilnahme an der Deutschen Iaido Meisterschaft 2023

 

Hajime – Hantei!

Zwischen diesen zwei vom Wettkampfleiter ausgesprochenen Wörtern liegt die Kata-Folge, die beide Wettkämpfer absolvieren, die sich an der roten bzw. weißen Startlinie positioniert haben.

EINZELWETTKAMPF

Man unterscheidet Pool-Runde und K.O.-Runde.

In der Pool-Runde stehen maximal 4 Minuten zur Verfügung. Hajime ist der Start zum Angrüßen, es folgen drei kurz zuvor bekannt gegebene Kata des ZNKR Iaido und das Abgrüßen. Stehen beide Iaidoka wieder in der Grundstellung (teito shisei), ruft der Wettkampfleiter „Hantei“ und ruft damit die Juroren zu einer Bewertung auf. Umgehend heben die drei Wettkampfrichter die Fahnen (ohne Absprache) und signalisieren damit ihre Bewertung. Rot oder Weiß – wie die Startlinie und die Umrandung des Shiai-Jo (Wettkampffeldes, 3 x 7m). „Shobu Ari“ (eine Entscheidung ist gefallen). Die Wettkämpfer nehmen die Entscheidung an, machen drei Schritte rückwärts, wenden und geben den Weg für den folgenden Iaidoka frei.

Unterteilt wird beim Einzelwettkampf in Graduierung, also Mudan (kein Dan), Shodan (1. Dan) etc. Der Vergleich erfolgt innerhalb der Graduierung nach den Bewertungsrichtlinien des ZNKR.

In der K.O.-Runde werden bis einschließlich 3.Dan jeweils 5 Kata des ZNKR Iaido gezeigt. Ab dem 4. Dan werden auch Koryu-Kata vorgeführt. Für die K.O.-Runde stehen dem Wettkämpfer 6 Minuten zur Verfügung, was mehr Zeit für Zanshin und Rhythmus erlaubt.

Die Zeit wird von anderer Seite überwacht. Ist einer oder beide Wettkämpfer über der Zeit, wird das den Wettkampfrichtern durch die gelbe Flagge des Zeitnehmers signalisiert.

Ebenso wie bei einem vollständigen Übertreten der Umrandung ruft der Wettkampfleiter in diesem Falle „Gogi“, was eine kurze Beratung der 3 Kampfrichter einleitet. Der Sieg geht dann einstimmig an den Wettkämpfer, der unter der Zeit blieb bzw. nicht übertreten hat. Haben beide diesen Fehler gemacht, wird nach Technik abgestimmt.

Unseren 3 Wettkämpfern passierte dies nicht, aber in den anderen Kämpfen kam es durchaus vor. Vor allem das Zeitlimit im Pool-Kampf ist eng gesetzt.

Beim Einzel-Wettkampf muss man sich zunächst aus dem Pool „herauskämpfen“. Der Pool besteht in der Regel aus 3 Wettkämpfern, es können aber auch Vier oder Zwei sein, je nach Zahl der Anmeldungen. Es zählen die Anzahl der gewonnenen Kämpfe, bei Gleichstand die Anzahl der gewonnenen Fahnen. Weiter kommen der Erst- und Zweitplatzierte.

Nach den Pools erfolgt die K.O.-Runde. Kampf gewonnen bedeutet eine Runde weiter.

Vergeben wird innerhalb der Graduierung der erste Platz, der zweite Platz, zwei dritte Plätze und jeweils eine Auszeichnung für „Fighting Spirit“ – wer also einen besonderen Kampfgeist vermitteln konnte.

Für unseren Verein erreichte Michael Ziebis den zweiten Platz bei Mudan (Vizemeister), Gilvan den Fighting Spirit beim Shodan und ich den Fighting Spirit beim Nidan.

Es waren viele Wettkämpfer zu dieser Meisterschaft angetreten und das jeweilige Feld war „eng besetzt“. Hier wurde noch am Abschluss des Turniers eine neue Regel für die Zukunft bekannt gegeben. Sie vermeidet, dass Wettkämpfer zu häufig in ihrer Kategorie antreten und so zum Beispiel kein „alter“ Sandan, der lange keine Prüfung zum Yondan macht, auf einen „neuen“ Sandan trifft. Diese Regelung gibt es bereits bei der Europäischen Meisterschaft. Genaueres wird bekannt gegeben.

Der erste Tag gehörte komplett den Einzelwettkämpfen in fast allen Kategorien.

Nach den Wettkämpfen ging es zusammen in ein Traditionsbrauhaus in Augsburg, wo man ausgiebig anstoßen, feiern und die Wunden lecken konnte.

Der zweite Tag begann um 9 Uhr mit den Einzelwettkämpfen der höheren Graduierungen. Sehr lehrreich und interessant zum Zusehen und zum Prüfen, wie das eigene Urteil mit dem der Wettkampfrichter übereinstimmt. Es ist wichtig, das Auge gut zu üben; denn das hilft, auch auf eigene Fehler aufmerksam zu werden.

 

Drei Teilnehmer – vier Auszeichnungen

 

 

TEAMWETTKAMPF

Kurz vor 12 Uhr war die Zeit der Teamwettkämpfe.

Es waren 12 Teams aus Deutschland gemeldet. Der jeweilige Landesverband nominiert die Mitglieder im Vorfeld.

Ein Team besteht in der Regel aus 3 oder 4 Iaidoka. Die Regelung für die Teilnahme besagt, dass pro Team max. 8 Dan Grade pro Kampf antreten. Also z.B. in unserem Fall 2 x 2. Dan und 1 x 4. Dan = 8.

Andere Kombinationen z.B. 1. Dan, 2. Dan und 5. Dan = 8.

Ebenso wie im Einzelkampf gibt es hier den Poolkampf, in dem sich 2 aus 3 Teams für die K.O.-Runde qualifizieren. Danach wieder sofortiges Ausscheiden des unterlegenen Teams.

Interessant ist, dass die Positionen jeweils neu besetzt werden können. In unserem Team hatten wir 4 Wettkämpfer: 3 Nidan und einen Yondan. So konnten wir auch einmal umbesetzen. Man versucht dann, die eigene Aufstellung zur Aufstellung des gegnerischen Teams zu optimieren – das ist bereits eine Frage der Strategie (Hyoho/Heiho). Allerdings muss die Aufstellung vor jedem Kampf geheim dem Wettkampfreferat mitgeteilt werden. Was das Ganze doch eher zum Glückspiel macht.

Persönlich konnte ich in allen 6 Kämpfen antreten, auf zwei der drei unterschiedlichen Positionen (senpo, chuken, taisho).

Unser Team konnte sich weit nach vorne kämpfen, auch durch die kluge Aufstellungswahl unseres Teamleiters Markus Ewinger (Yondan, Eishin Ryu  Augsburg). So erreichten wir schließlich den Titel des Vizemeisters im Teamwettbewerb.

 

Das Team Bayern B

 

Insgesamt gesehen war unser Dojo – als Anfänger im ZNKR – sehr erfolgreich. Für alle Wettkämpfer sicher ein Auf und Ab der Gefühle, viele Eindrücke und Erkenntnisse und auch der Stolz, eine solche Herausforderung angenommen zu haben. Es ist schon wichtig, aus dem Wohlfühlbereich des Dojo herauszutreten und sich mutig zu stellen. Wir müssen glücklicherweise unsere Schwertkunst nicht gegen andere Menschen anwenden – es ist daher wichtig, andere Herausforderungen in diesem Bereich zu suchen und zu bestehen.

Es ist aber auch gut, dass wir mit der Hontai Yoshin Ryu eine Kunst üben, in der uns ein realer Partner/Tekki gegenübersteht. Wir müssen auf dessen Verhalten reagieren bzw. versuchen, sein Verhalten zu lenken. Das ist mit einem „Kaso-Tekki“ (imaginären Gegner) nicht möglich. Das ist auch der Grund, dass in der ZNKR (alljapanische Kendo Vereinigung) das Erlernen des Stockkampfes (Jodo) oder sportlichen Schwertfechtens (Kendo) sehr empfohlen wird.

Fleißig üben – und feiern!

Iaido-Vorbereitung – Deutsche Meisterschaften

Sonntagstraining für unsere Teilnehmer bei den Deutschen Iaido-Meisterschaften 2023 in der kommenden Woche.

von links: Gilvan Barroso, Michael Wagner, Michael Ziebis