Iaido-Lehrgang mit Rene von Amersfoort kyoshi am 11. und 12. Februar 2023 in Essen

Das nächste Highlight nach dem Landeslehrgang in Bamberg und natürlich dem Koryu-Keikokai in Verona war ein Lehrgang mit Rene van Amersfoort kyoshi, der vom Syubukan in Essen organisiert wurde.

Dinah Kretschmer und ich scheuten die recht lange Anfahrt in die Ruhrpott-Metropole Essen nicht und konnten dort ein äußerst lehrreiches und lohnendes Wochenende verbringen.

Das Keiko begann am Samstag um 10 Uhr mit einem von Melike Bayram (DiaiB-Bundestrainerin) angeleitetem Taiso. Rene sensei erläuterte danach, wie wichtig es ist, zumindest einige Dehn- und Kräftigungsübungen dem Waffentraining voran zu stellen – auch in der normalen Wochenstunde.

Eine oft vernachlässigte, aber entscheidende Technik ist das Greifen des Tsuka. So folgten im Anschluss an das Aufwärmen diverse Übungen zum entspannten Halten des Schwertgriffes. Weich – Fest – Weich – das fließende Handhaben des Griffes je nach Anforderung ist essenziell für einen guten Schnitt und ein korrektes Furikaburi. „Duck without bones“. Ein Schnitt sollte fließend von einem Anfangspunkt zum nächsten Endpunkt ausgeführt werden, ohne Stoppen bzw. dem starken Greifen des Tsuka mit der linken Hand, der zu einer Unterbrechung des Flusses führt – „Catch is Cut“. Und: monouchi schneidet… natürlich.

Um dies zu üben, führten wir viele verschiedene Techniken aus – in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen. Im Dojo zuhause gilt es das zu vertiefen.

Nach diesen unerlässlichen Vorübungen begaben wir uns mit diesen Erkenntnissen in die Praxis der ZNKR Kata, was den Rest des Samstags und einen Großteil des Sonntags einnahm.

Mit Unterstützung und am Beispiel der angereisten „High-Grades“, die sich teilweise derzeit auf Prüfungen vorbereiten, erläuterte Rene sensei die wichtigen Punkte der einzelnen Kata – weit über die in dem Leitfaden genannten Chakuganten hinaus.

Ein besonderes Augenmerk richtet Rene sensei hier auf die fließende und entspannte Ausführung der Technik – für alle immer wieder eine große Herausforderung – ganz egal ob mudan oder nanadan.

Den Körper wahrnehmen – spüren, korrigieren, neu üben, wirklich verstehen, entspannen, neu üben… wie sind deine Beine beim/nach dem Schnitt? Stehst du entspannt-stabil? Natürliches Bewegen…

Immer wieder: Augen – Füße – Schwert. Beachte die Reihenfolge und doch fließend. Kein Sudden-Iaido-Death: Schwert über dem Kopf, wenn die Füße gleichauf sind. Welche Schrittlänge ist wo ideal? Jo-Ha-Kyu… Timing, Rhythmus. Auch im Noto, 1 – 2- 0,5.

Wo hörst du den „Ton“ des Schwertes? Noch vor dem Hals des kaso teki oder exakt im Schnittfeld? Setzt du die Saya richtig ein, korrektes Sayabiki/Sayabanare beim Erreichen des Yokote, kein „Klappern“ des Schwertes am Holz?

Wie entsteht zum Beispiel in Sanpo Giri wirklich „seme“ im kaso teki?

Viele hilfreiche Bilder und Imagination wurden hierzu vermittelt.

Den Abschluss des ersten Tages bildete eine Enbu, nach Graduierung aufgeteilt. Jeder der Teilnehmer bemühte sich fleißig, das Gesehene so gut wie möglich umzusetzen und nicht „den alten Stiefel“ weiterzuüben.

„Unterbrochen“ wurde das Üben durch ein schönes Abendessen bei einem Japaner im Zentrum von Essen. Wir hatten Zeit mitgebracht, was bei dem etwas aufwändigen Bestellsystem dort gut war.

Der zweite Tag nahm nach dem Taiso den Faden des Samstags wieder auf – die restlichen der 12 ZNKR-Techniken füllten einen Großteil der Zeit.

Dinah und ich übten schließlich, fast zum ersten Mal, die Shoden-Kata der Muso Shinden Ryu, die Gruppe wurde nach Kenntnisstand für die letzten 1,5 Stunden aufgeteilt. Hier war unser Lehrer Peter Röder sensei, der „frisch-gebackene“ 7. Dan im deutschen Iaido-Bund.

Ein Lehrgang, der gezeigt hat, wie viel zu lernen und zu verstehen ist – ohne dass man das Gefühl hatte, verzweifeln zu müssen. Rene sensei erläuterte auch immer wieder, in welchem Level welche Prioritäten zu beachten sind. Das ist oft tröstlich, ohne den Anspruch des steten Wachsens und Verstehens zu vernachlässigen.

Einen herzlichen Dank auch an den Leiter der Schule Thomas Machoczek und sein Team, das für die Ausrichtung und die gute Verpflegung der Teilnehmer sorgte.

Kurzum: Wir kommen wieder.

Die folgenden Begriffe wurden von der Schülern unserer Schule nachgeschlagen und eingebracht:

Keikokai

Das Wort setzt sich zusammen aus Keiko (= Training) und Kai (= Zusammenkunft, Versammlung, Treffen) und meint ein Treffen von mehreren Personen zu einem gemeinsamen Training.

Kyoshi

ein Ehrentitel im Budo – die vier möglichen Ehrentitel werden bei entsprechender Eignung zusätzlich zum Dan-Graduierungssystem verliehen (Stufung Renshi, Kyoshi, Hanshi, Meijin). Es gibt allerdings auch andere Einteilungen.

Taiso

Körperübungen, auch Aufwärmgymnastik

Sensei

Lehrer (als respektvolle Anrede verwendet)

Tsuka

Der Griff des Schwertes

Furikaburi

Das Heben des Schwertes über den Kopf als Vorbereitung zum Schnitt

Monouchi

Der Teil einer Waffe, mit dem man schneidet oder (zum Beispiel im Fall eines Stocks) den Gegner trifft. Wörtlich „das Teil zum Schlagen“

ZNKR-Kata

Abfolge von formalen Übungen des Alljapanischen Kendo-Verbands (ZNKR). Es gibt diese für Kendo, Iaido, Jodo und Naginata. Im Iaido gibt es 12 Kata.

Chakuganten

Wichtige Punkte, auf die man bei etwas achtet (zum Beispiel zentrale Punkte einer Kata), im ZNKR auch prüfungsrelevante Details

Mudan

wörtlich „ohne DAN“, also in der Vorbereitungszeit zur ersten Dan-Stufe. Diese Zeit variiert stark nach Komplexität des Systems, Vorkenntnissen u.a.

Nanadan

7. Dan

Sudden-Iaido-Death

Vorwärtsbewegung des Körpers ohne das Schwert zum Schnitt zu bewegen, die dem Gegner einfache Gelegenheit zum Konter bietet. Der Begriff ist ist nicht „offiziell“ gebraucht.

Jo-Ha-Kyu

Ein Bewegungskonzept, das meint, dass Handlungen langsam beginnen, sich beschleunigen und schnell enden, also Langsam-Mittel-Schnell. Das Konzept ist häufig in den Iaido-Kata zu finden.

Kaso Teki

der imaginäre Gegner. Das Konzept, dass man sich einen imaginären Gegner vorstellt, damit man in der Kata keine inhaltsleeren Bewegungen ausführt, sondern auf die Aktionen und Bewegungen des vorgestellten Gegners reagiert (es können auch mehrere Gegner sein).

Saya

Die Schwertscheide

Sayabiki

Zurückziehen der Schwertscheide (Saya) beim Ziehen des Schwertes

Sayabanare

Verlassen der Schwertspitze (Kissaki) aus der Schwertscheide (Saya)

Yokote

Grat am Übergang der Klinge zur Klingenspitze

Seme

Druck auf den Angreifer ausüben

Enbu

Vorführung

Shoden-Kata

Shoden ist die Lehrlizenz der ersten Stufe, Es folgen Chuden, Okuden und Menkyo Kaiden (in der Hontai Yoshin Ryu). Shoden-Kata meint Techniken aus der ersten Stufe

Muso Shinden Ryu

Schwertschule / Iaido Stilrichtung

Iaido Training

In diesem Iaido-Training beschäftigen wir uns sowohl mit Koryu als auch ZNKR Iaido: Nach dem Kihon Waza trainierten wir Hontai Yoshin Ryu Iaijutsu Omote no kata, Tachi Waza für Anfänger (die ersten beiden Techniken) und I Waza (Suwari) für Fortgeschrittene: Mae, Uen, Saen.

Die Übenden der ZNKR Iaido-Gruppe widmen sich in der anschließenden Stunde weiter den Details der Kata 7-10.
Wir müssen fleißig trainieren – drei von uns werden demnächst an den Deutschen Meisterschaften im Iaido teilnehmen. Als echtes „Anfänger-Dojo“ in ZNKR Iai. Ganbatte – wir wachsen mit der Herausforderung!

Gruppenbild der anwesenden Mitglieder von Hontai Yoshin Ryu Deutschland

Januar 2023 – Keikokai Hontai Yoshin Ryuin Verona (Italien)

Vom 20. bis 22. Januar 2023 konnte ein Teil der Mitglieder unseres Dojos an einem Trainingswochenende in Italien teilnehmen. Auf ging es in die Region Venetien im Nordosten des Landes – die Karte zeigt euch, wo genau Verona liegt:

Verona, Venetien, Italien

Ich finde es cool, dass bei solchen Lehrgängen die meisten Teilnehmer im selben Hotel wohnen. So war es auch in Verona und ich mag die Vorstellung, dass wer immer mir auf dem Gang oder beim Frühstück begegnet – ob zum Beispiel Italiener, Engländer oder Belgier – mit großer Wahrscheinlichkeit auch Hontai Yoshin Ryu trainiert. Familientreffen-Gefühl. 🙂

Solche Lehrgänge wie der in Verona sind in meinen Augen immer eine super Möglichkeit, sich auf der Matte und nach dem Training über unsere Kampfkunst auszutauschen, voneinander zu lernen (durch Erklärungen, durchs Zuschauen), neue Techniken gezeigt zu bekommen und schon bekannte zu verbessern.

Lehrgänge können super herausfordernd sein, weil dort so viele unbekannte Leute sind, man oft darauf gestoßen wird, was man noch nicht kann :D, doch mir persönlich geben Lehrgänge immer einen großen Motivationsschub, weil ich sehe, wo es noch hingehen kann, wenn ich weiter dranbleibe. 🙂 Und ich merke, wie ich durch sie besser werde. Ich kann euch also nur empfehlen, an Lehrgängen teilzunehmen, wenn es euch möglich ist.

In Verona haben sich zwei Mitglieder unseres Dojos einer Dan-Prüfung gestellt und haben sie beide sehr erfolgreich gemeistert: Herzlichen Glückwunsch 🙂

Mehr Bilder des Keikokais finden sich auf der Hontai Yoshin Ryu Ju Jutsu Honbu Dojo d’Italia-Facebook-Seite (auch einsehbar ohne Facebook-Konto):

Vielen Dank an alle Sensei und unseren Soke, die uns angeleitet haben, sowie an den Ausrichter des Keikokai, das Honbu Dojo Italien.
Danke auch an die anderen aus unserem Bayreuther Dojo für die tolle Zeit. 🙂

(Carolin)

Begriffserklärungen zu diesem Beitrag:

Dojo

„Ort des Weges“, ein Ort, an dem Kampfkünste gelehrt und geübt werden, ein Übungsraum

Keikokai

Das Wort setzt sich zusammen aus Keiko (= Training) und Kai (= Zusammenkunft, Versammlung, Treffen) und meint ein Treffen von mehreren Personen zu einem gemeinsamen Training.

Sensei

Lehrer (als respektvolle Anrede verwendet)

Honbu Dojo

Honbu meint so viel wie „Hauptquartier“; der italienische Zweig der Hontai Yoshin Ryu besteht aus mehreren Dojos (unter anderem auch uns, mehr dazu auf dieser Seite), das Honbu Dojo ist organisatorisch gesehen das Haupt-Dojo unter ihnen

Erster Iaido Landeslehrgang 2023

Am Wochenende 14./15. Januar 2023 fand der erste Iaido Landeslehrgang 2023 des Bayrischer Iaido-Bund e. V. in Bamberg statt. Mit dabei waren auch fünf Iaidoka unserer Schule.

Unter der Leitung von Rudi Müller (7. Dan Iaido, Kyoshi), übten wir am Samstag zunächst alle gemeinsam. Es wurde schrittweise eine Partnerform erarbeitet, in dem erst einzeln die Bewegungen des Angreifers und des Verteidigers geübt wurden. Anschließend bekam jede/r eine/n Übungspartner/in zugeteilt und wir übten die Partnerform mit Bokken (Holzschwertern).

Die Godan (Träger des 5. Meistergrades) übernahmen es jeweils eine Gruppe zu unterrichten, so dass in vier Gruppen je nach Graduierung entsprechend ZNKR-Iaido und Koryu geübt werden konnte. In den beiden Gruppen der Mudansha (ohne Graduierung) bzw. der Ikkyu (Schülergrad) und Shodan (1. Meistergrad) wurde vor allem Wert auf den korrekten Ablauf, die Fußarbeit und Haltung gelegt. Zum Abschluss des Lehrgangtages konnten alle in einer Enbu (Kampfvorführung) in den Gruppen zeigen, was sie gelernt hatten.

Am Samstagabend gab es wieder die Möglichkeit sich der Prüfung zum Ikkyu zu stellen. Hier nahm auch einer unserer Iaidoka aus Bayreuth, Randolf Sander, teil und absolvierten die Prüfung erfolgreich. Herzlichen Glückwunsch noch einmal an dieser Stelle zur bestandenen Prüfung! Auch an alle anderen erfolgreichen Absolventen der Prüfung aus den anderen Dojo.

Vielen Dank an alle Sensei die uns am Wochenende angeleitet haben und an den Ausrichter des Lehrgangs, den Aikikai Bamberg e. V.!