Koryu – so werden die alten Schulen der japanischen Kampfkunst bezeichnet, die vor der Meiji-Restauration 1886 entstanden und dies auch anhand von Dokumenten nachweisen können.

Hontai Yoshin Ryu wurde im 17. Jahrhundert gegründet und wurde bis heute in einer klar nachvollziehbaren Linie von Großmeistern weitergegeben. Die Schule wird heute geführt von dem 19. Soke der Tradition, Inoue Kyoichi Munenori.

Das Curriculum besteht aus drei Schwerpunkten:

  1. Jujutsu oder Yawara, unbewaffnete Abwehrtechniken gegen Angreifer
  2. Bojutsu, Techniken mit Kurzstock (Hanbo) und Langstock (Chobo)
  3. Iaijutsu oder Iaido, Techniken mit dem japanischen Schwert (Katana)

Alle Techniken werden in festgelegten Formen („Kata“) vermittelt.

Untenstehend findest du eine Liste der Soke unserer Schule sowie die Historie unserer Tradition – eine Übersetzung von der Homepage des Hauptdojo in Japan.

Mehr Information (in Englisch) findest du unter der Homepage der belgischen Hontai Yoshin Ryu Gruppe: www.hontaiyoshinryu.be


Begründer
TAKAGI Oriemon Shigetoshi
2. Soke
TAKAGI Umanosuke Shigesada
3. Soke
TAKAGI Gennoshin Hideshige
4. Soke
OHKUNI Kihei Shigenobu
5. Soke
OHKUNI Yakuro Nobutoshi
6. Soke
OHKUNI Tarodaiyu Tadanobu
7. Soke
OHKUNI Kihei Yoshisada
8. Soke
NAKAYAMA Yozaemon Yoshisada
9. Soke
NAKAYAMA Jinnai Sadahide
10. Soke
OHKUNI Buemon Hidenobu
11. Soke
NAKAYAMA Kizaemon Sadatoshi
12. Soke
OHKUNI Kamaji Hidetoshi
13. Soke
YAGI Ikugoro Hisayoshi
14. Soke
ISHYA Takeo Masatsugu
15. Soke
ISHYA Matsutaro Masaharu
16. Soke
KAKUNO Happeita Masayoshi
17. Soke
MINAKI Saburo Masanori
18. Soke
INOUE Tsuyoshi Munetoshi
19. Soke
INOUE Kyoichi Munenori

Die Geschichte des Hontai Yoshin Ryu

(Übersetzung des Textes der offiziellen Homepage des Hontai Yoshin Ryu Japan)

Hontai Yoshin Ryu wurde ursprünglich Hontai Yoshin Takagi Yoshin Ryu genannt. Dieser Ryu war vor allem in der Edo-Ära aktiv, insbesondere in den Provinzen Himeji und Ako. Nach der Meiji-Zeit verzweigte sich der Hontai Takagi Yoshin Ryu in verschiedene Schulen. Dies führte zu unterschiedlichen Überlieferungen und deswegen sind auch die heutigen Schriften über den Ursprung des Hontai Yoshin Ryu uneinheitlich. Wir haben uns aus diesen Gründen dazu entschlossen, die Legende und Geschichte des Hontai Yoshin Ryu aufgrund der Informationen weiterzugeben, die wir direkt aus unserer Linie geerbt haben. Dies soll nicht bedeuten, dass die anderen Überlieferungen falsch sind oder wir sie für weniger wichtig erachten.

Wir möchten weiterhin die Leser darauf aufmerksam machen, dass die Geschichte, die wir hier vorstellen, eine Legende ist. Das bedeutet, dass sie manchmal Episoden enthält, die nicht belegbar sind oder deren historischer Gehalt erst bewiesen werden müsste. Wir möchten hier das im Laufe der Jahre erworbene Erbe des Hauptzweigs des Hontai Yoshin Ryu erläutern. Da die Legende selbst historischen Wert hat, möchten wir sie weitergeben, wie sie ist.

  1. Vom Gründer bis zur 16. Generation

TAKAGI Oriemon Shigetoshi war der Begründer des Hontai Yoshin Ryu. Er wurde 1635, dem 12. Jahr der Kannei-Ära, als zweiter Sohn der Familie Inatobi (oder Inatomi) geboren. Die Familie diente Katakura Kojuro, dem Regenten der Festung Shiroishi in Mutsu-no-Kuni.

Takagi Oriemons Jugendname war Umon. Später nannte er sich Yoshin Ryu Takagi Oriemon, da sein Vater ihm einst folgende Lehre mitgegeben hatte: Yoboku (der Weidenbaum) beugt sich geschmeidig im Wind, doch der Takagi (der hohe Baum) kann vom Wind geknickt werden (Ori oder Oru bedeutet „Knicken“ oder „Brechen“).

Takagi Oriemon war bekannt für seine große Stärke und ist heute noch legendär im Gebiet der früheren Provinz Shiroishi. 1993, im 5. Jahr der Heisei-Ära, untersuchte INOUE Tsuyoshi Munetoshi, der 18. Soke, mit seinen Schülern die Grabstätte in der früheren Provinz Shiroishi und fand heraus, dass es tatsächlich das Grab Oriemons war. In Gedenken an den Begründer hielten sie eine Übungseinheit an diesem Ort ab.

TAKAGI Umanosuke Shigesada war der Nachfolger Oriemons. Man erzählt sich, dass er fast 2,10 m groß und genauso stark war wie Oriemon. In seiner Jugend erlernte Umanosuke alle Geheimnisse der Kampfkünste von seinem Meister und erhielt die Erlaubnis, eigene Schüler zu lehren. So wurde er zum Nachfolger Oriemons.

Aber er musste zugeben, dass seine Fähigkeiten noch nicht vollkommen waren. Er lernte daher Takeuchi Ryu, den er meisterte und erhielt daraufhin die Lehrerlaubnis. So verfeinerte er seine Technik und entwickelte neue Fertigkeiten, bei denen körperliche Kraft oder Größe nicht ausschlaggebend waren. Schließlich führte sein unablässiges Bemühen zur Gründung des Hontai Yoshin Ryu Takagi Ryu.

Der dritte Nachfolger war TAKAGI Gennoshin Hideshige, ein Sohn Umanosukes. Er diente dem Himeji-Fürstentum in Harima-no-Kuni und erhielt ein Entgelt von 500 Koku. Dies ist historisch belegbar. Für einen Kampfkunstmeister ist diese Entlohnung außergewöhnlich hoch. Daraus lässt sich schließen, dass Gennoshin im Fürstentum Himeji hohe Wertschätzung genoss.

Der vierte Meister OKUNI Kihei Shigenobu war ursprünglich Meister des Tendo Ryu Naginata Jutsu. Während einer Andacht für seine Uji-gami (die Geister seiner Vorfahren) erschienen ihm neun Oni (japanische Dämonen). Sie attackierten ihn und zerbrachen seine Naginata. Mit deren Schaft gelang es ihm, die neun Oni zurückzudrängen. Aus dieser Vision  heraus entwickelte er die Techniken des Bojutsu und nannte diese Kukishin Ryu Bojutsu. Die Bedeutung von Kuki ist „neun Dämonen“. Als sich Kihei mit Takagi Gennoshin maß, erkannte er, dass Takagis Fähigkeiten seinen ebenbürtig waren. Später bat Gennoshin Kihei, der vierte Nachfolger des Hontai Yoshin Ryu zu werden, was er geehrt annahm. Danach wurden die Techniken des Hontai Yoshin Ryu und die des Kukishin Ryu Bojutsu zusammen gelehrt.

Da Kihei dem Fürstentum Ako diente, wurde der Hontai Yoshin Ryu Takagi Ryu (mit Kukishin Ryu) innerhalb der Familie OKUNI oder NAKAYAMA bis zur 20. Generation im Fürstentum Ako weitergegeben. Beginnend mit Takagi Oriemon verzweigte sich der Hontai Yoshin Ryu Takagi Ryu in viele Schulen, z. B. Sojutsu des Takagi Ryu (auch bekannt als Mukan Ryu oder Kakugai Ryu), während die Fertigkeiten und Techniken sich über die Fürstentümer Himeiji und Ako hinaus verbreiteten und Owari-no-Kuni, Obama oder sogar Tosa-no-Kuni und andere Regionen Japans erreichten.

Der 12. Meister YAGI Ikugoro Hisayoshi verlor seine Anstellung im Fürstentum Ako und wurde zum „Ronin“. Er gründete ein öffentliches Dojo und begann, Schüler auszubilden. Einer von ihnen war ISHIYA Takeo Masatsugu, der später der 14. Meister der Schule wurde. Ishiya Takeo eröffnete Schulen in verschiedenen Gegenden Japans und lehrte die Fertigkeiten, fasste die Techniken zusammen und gestaltete sie um, indem er seine selbstentwickelten Techniken namens Ishiya-den hinzufügte.

Der Sohn Ishiya Takeo’s ist ISHIYA Matsutaro Masaharu, der 15. Meister der Schule. Es kann sein, dass der 16. Meister KAKUNO Happeita (Hachiheita) eigentlich vom 14. Meister Ishiya Takeo gelernt hat. Matsutaro soll in frühen Jahren das Haus verlassen haben.

Kakuno Happeita Masayoshi, der 16. Meister der Schule, eröffnete ein Dojo in Nagata-ku bei Kobe. Er lehrte dort viele Schüler und entwickelte in dieser Zeit die Techniken des Kakuno-Stils. Er lehrte diese Techniken unabhängig vom Hauptzweig des Hontai Yoshin Ryu Takagi Ryu. Er ist einer der Meister, die stark zur Weiterentwicklung der Fertigkeiten und Techniken der Schule beigetragen haben.

  1. Minaki Saburo Masanori, der 17. Soke, auch als Kosyu bekannt

Er wurde 1906 geboren, im 39. Jahr der Meiji-Ära. Er trat in den Hontai Yoshin Tagaki Ryu ein und wurde 1922, dem 11. Jahr der Taisho-Ära, Schüler des 16. Meisters Kakuno Happeita. 1933, im 8. Jahr der Showa-Ära, erhielt er Menkyo Kaiden (vollständige Meisterung der Schule und die Erlaubnis, unabhängig zu sein). Er wird als einer der begabtesten Schüler der Schule gesehen. Es gibt viele Erzählungen über sein hartes Training. Es heißt, dass er in der Lage war, einen Stein mit der bloßen Hand in Stücke zu schlagen.

Minaki eröffnete ein Dojo in Ushigome, Tokyo, und widmete sich der Ausbildung vieler Schüler. Mit seinem Meister Kakuno Happeita bereiste er ganz Japan, um die Techniken der Schule zu präsentieren. Er war sehr aktiv bei der Verbreitung seiner Schule. 1939, im 14. Jahr der Showa-Ära, verstarb sein Lehrer Kakuno und Minaki kehrte nach Kobe zurück, um dort eine Zeit zu bleiben. Schließlich übergab Minaki Kakuno’s Schule an Tsutsui Tomotaro Yoshinao. Er selbst ging auf Wanderschaft um weiter trainieren zu können. Als er nach Kobe zurückkehrte, stieg er in den Fumon no Taki, einen Wasserfall am Berg Maya. Dies war Teil seines Trainings, um seine geistigen Kräfte zu verfeinern. In dieser Zeit wurde Tsutsui Tomotaro Nachfolger im Tagaki Ryu und Minaki übernahm den Hontai Yoshin Ryu. Beide Schulen machten danach große Fortschritte.

Der 16. Meister Kakuno Happeita hatte geplant, die verschiedenen Techniken, die sich im Laufe der Zeit entwickelt hatten, zu ordnen. Minaki gelang es, diesen Plan umzusetzen. Er wählte die wichtigsten und bedeutendsten Techniken und Fertigkeiten des Hontai Yoshin Ryu Takagi Ryu und widmete sich der Organisation dieser Waza.

Nach dem Krieg beschäftigte er sich mit der Förderung seiner Schüler. 1982, im 57. Jahr der Showa-Ära, übergab Minaki den Meister-Titel an INOUE Munetoshi als 18. Nachfolger der Hauptlinie des Hontai Yoshin Ryu. Nach Überzeugung Minakis ist Budo ohne den Geist Buddhas ein Irrweg (das bedeutet, dass ein gnadenreiches Herz der einzige Weg ist, wahres Budo zu erreichen – andernfalls wird man den Weg des Bösen einschlagen). Er lehrte auch, dass die Entwicklung des Budo Kreativität erfordert. Dieses Prinzip wurde von Inoue Tsuyoshi Munetoshi, dem 18. Meister der Schule, übernommen und ist auch heute noch gültig.

  1. Inoue Tsuyoshi Munetoshi, der 18. Meister der Schule

Er wurde 1925, im 14. Jahr der Taisho-Ära geboren und war ein schwächliches Kind. Um dies zu ändern beschloss er, Budo zu üben und begann mit dem Kodokan Judo. Als er aus dem Zweiten Weltkrieg zurückkehrte, tat es ihm in der Seele weh, die vielen deprimierten Menschen zu sehen, deren Hoffnungen zerbrochen waren. Er eröffnete den Imazu Juyu-Kai 1949, im 23. Jahr der Showa-Ära, um damit der Jugend im Imazu-Viertel der Stadt Nishinomiya neuen Mut zu geben. Nach der Eröffnung des Imazu Juyu-kai erhielt er große Unterstützung der lokalen Bevölkerung, was ihn dazu veranlasste, verschiedene Budo-Schulen zu vereinigen, die mit seinen Prinzipien übereinstimmten. So entstand der Imazu Budo-kai, der heute noch existiert. Inoue erlernte auch die Budo-Arten Kendo, Jukendo und andere moderne Budo vollständig. Besonders talentiert war er im Jukendo und gewann hier als Mitglied des besten Teams die japanischen Meisterschaften und belegte zweimal den zweiten Platz im nationalen Einzelwettbewerb. Inoues Interesse gilt nicht nur dem modernen Budo, neben Hontai Yoshin Ryu meisterte er verschiedene Iaido- und Kobudo-Stile. Inoue war auch direkter Schüler von Kanazawa Ichizo. Kanazawa war einer der begabtesten Schüler des 16. Meisters Kakuno Hachiheita und wurde stellvertretender Lehrer im Kakuno Dojo. Kanazawa erkannte die herausragenden Fähigkeiten von Inoue und schickte ihn später zum direkten Training mit Minaki Saburo. Inoue erhielt die vollständige Lehrerlaubnis und wurde im Jahre 1971, dem 46. Jahre der Showa-Ära, unabhängiger Lehrer. Einige Jahre später wurde er zum Nachfolger Minakis bestimmt. 1982, im 57. Jahr der Showa-Ära wurde er offiziell von Minaki zum Soke ernannt. Dies geschah in Anwesenheit von Vertretern vieler anderer Schulen und den Repräsentanten des Nihon Budokan. Bei dieser Zeremonie erhielt Inoue ein antikes Schwert. Dieses Schwert wird als ein wichtiges Erbstück der Schule angesehen und wurde über lange Zeit innerhalb unserer Schule weitergegeben. Der 13. Meister, Yaki Ikugoro, trug es stets bei sich. Die Aufzeichnung dieser Zeremonie wird in unserer Schule aufbewahrt. Im Sinne des verstorbenen Meisters Minaki widmete sich Inoue als sein Nachfolger mit großem Eifer der Verbreitung des Budo und entwickelte die Techniken der Schule stetig weiter. Er lehrte nicht nur in Japan, sondern auch aktiv im Ausland.

  1. Inoue Kyoichi Munenori, der 19. Meister der Schule

INOUE Kyoichi wurde 1949, im 24. Jahr der Showa-Ära geboren. Er ist der älteste Sohn des 18. Meisters Inoue Tsuyoshi Munetoshi. Er begann als Kind mit Kodokan Judo. Später wurde er Lehrer im von seinem Vater eröffneten Imazu Juyu-kai. Auch ihm ist die Arbeit mit der Jugend sehr wichtig. Er übte nicht nur modernes Budo (Judo, Kendo, Jukendo, Karate usw.), sondern unter Anleitung seines Vaters auch Kobudo. Er war wie schon sein Vater direkter Schüler von Kanazwa Ichizo und Minaki Saburo. Er übte viel und seine Fähigkeiten verbesserten sich sehr. Manche denken, dass seine Fähigkeiten denen seiner Lehrer, seinem Vater, Kanazawa Ichizo und Minaki Saburo ebenbürtig sind. Im Jahr 2005, dem 17. Jahr der Hesei-Ära, erbte er den Titel des Soke von seinem Vater. Gemeinsam mit dem 18. Soke und anderen Lehrern arbeitete er an der weltweiten Verbreitung des Hontai Yoshin Ryu. Er lehrt zur Zeit mehrmals im Jahr außerhalb Japans. Er ist von kleiner Statur, aber er hat die außergewöhnliche Fähigkeit, die „großen Menschen“ im Ausland zu lehren. Er folgt den Fußspuren des 18. Soke und widmet sich jetzt der weltweiten Verbreitung des Hontai Yoshin Ryu und der Vermittlung des richtigen Geistes des Kobudo mit Hilfe seiner besten Schüler und seines Vaters.